Die „Quarkquetsche“ genannten Felsblöcke in einem Ex-Steinbruch im Hohwald. Wie Zwerge wirken dagegen die Kinder, die hier jetzt mit dem Bergbau-Traditionsverein unterwegs sein durften. Foto: Wolfgang Schmidt
Die „Quarkquetsche“ genannten Felsblöcke in einem Ex-Steinbruch im Hohwald. Wie Zwerge wirken dagegen die Kinder, die hier jetzt mit dem Bergbau-Traditionsverein unterwegs sein durften. Foto: Wolfgang Schmidt

Erschienen in der Sächsischen Zeitung - Donnerstag, 09.April 2015

 

Ausgabe Sebnitz

 

 

 

 

 

 

Die Quarkquetsche vom Hohwald

 

 

Die gigantischen Felsblöcke stehen in einem ehemaligen Steinbruch. Und wurden vor der Sprengung gerettet.

 

Von Wolfgang Schmidt

 

Durch einen stillgelegten Steinbruch streifen und Natur erleben. Das konnten die Mädchen und Jungen von der Arbeitsgemeinschaft „Junge Naturforscher“ an der Grundschule Steinigtwolmsdorf. Begleitet und geführt wurden sie von Mitgliedern des Bergbau-Traditionsvereines Hohwald aus Neustadt, die zur Einstimmung und zur Stärkung „Hohwaldtaler“ mitgebracht hatten – ein regionales Sandgebäck .

 

Der Steinbruch auf Berthelsdorfer Flur wurde in den 1960er-Jahren erschlossen. Einst stand sich hier eine der modernsten Steinbrecheranlagen Europas. Sie wurde 2004 mit dem damaligen Ende des Steinbruchbetriebes demontiert. Jetzt soll der Bruch reaktiviert werden, um vor allem wieder das Gestein „Diabas“ zu gewinnen. Durch die derzeitige Absenkung des Wasserspiegels verändern sich die optischen Sichten der Gesteinswände. So sahen die Naturkids aus dem Oberland ein Motiv, das wie ein Geist aussieht.

 

Und dann staunten die kleinen Naturforscher darüber, was vor vielen Millionen Jahren auch entstand: ein Gebilde aus zwei übereinander getürmten Felsblöcken aus Granodiorit. „Quarkquetsche“ wird die etwa vier Meter hohe Formation im Volksmund genannt. Der Name lässt sich mit der wollsackartigen Verwitterungsform des Gesteines erklären. Mit etwas Fantasie und geübtem Blick kann man im oberen Teil des Gebildes ein Gesicht erkennen. Daher trägt es auch die Bezeichnung „Das Goldmännchen“. Der Sage nach soll sich am 1. April nur für kurze Zeit die Kuppe in reines Gold verwandeln. Aber nur alle 777 Jahre. – Nach 1990 war vorgesehen, den privat betriebenen Steinbruch zu erweitern. Die Quarkquetsche und weitere Granitblöcke waren im Weg. Eine Umsetzung des Gebildes war nicht möglich. Deshalb wurde eine Sprengung favorisiert. Immer noch auffallend, mehrere kreisrunde Löcher im Gestein. „Das sind Bohrlöcher, die in das Gestein getrieben wurden“, erklärt René Teich, Vorsitzender vom Bergbau-Traditionsverein Hohwald. Doch verantwortungsbewusste Naturfreunde konnten eine Sprengung 1996 verhindern. Die Quarkquetsche – mitten in einem einen halben Hektar großen Areal – wurde als Flächennaturdenkmal eingeordnet und hat jetzt Bestandsschutz. „Die Geschichte der Quarkquetsche ist spannend“, sagt Martin Grundmann, einer der Naturforscher von der Schule Steinigtwolmsdorf.

 

Dem 2003 gegründeten Bergbau-Traditionsverein Hohwald gehören derzeit 51 Mitglieder an. Ziele des Vereins sind die Förderung naturkundlicher und historischer Untersuchungen sowie die Verbreitung von Kenntnissen über die seit Jahrhunderten durchgeführten Bergbauversuche zur Entdeckung von Gold, Mineralien und Festgestein im Lausitzer Bergland und seiner Umgebung. Nächste Vorhaben sind am 30. April der öffentliche Vereinsabend mit einem Vortrag zum Thema „Pilze“ sowie am 31. Mai von 10 bis 17 Uhr die 3. Mineralien- und Fossilienbörse im Erbgericht Berthelsdorf . „Die Exkursion war eines unser Vorhaben in diesem Schuljahr, damit die Kinder die heimische Umgebung im Hohwald direkt erleben können“, sagt AG-Leiterin Dr. Elisabeth Rieger.

Kontakt zum Verein: 03596/5081898

www.bergbau-im-hohwaldgebiet



Harald Körner steht vor dem restaurierten Mundloch des Erbstollens bei Steinigtwolmsdorf. Foto: Wolfgang Schmidt
Harald Körner steht vor dem restaurierten Mundloch des Erbstollens bei Steinigtwolmsdorf. Foto: Wolfgang Schmidt

 

Erschienen in der Sächsischen Zeitung - Dienstag, 11.September 2012

 

Ausgabe Sebnitz

 

 

 

 

Auf Goldsuche im Hohwald

 

Von Wolfgang Schmidt

 

Bergfreunde machen bei Steinigtwolmsdorf einen Erbstollen wieder begehbar. Mit 140 Metern ist es einer der längsten in der Region.

 

Goldgruben, Goldflüsschen oder auch die Goldbergwiesen – alles das erinnert bei Steinigtwolmsdorf an die Zeit, als im Hohwald nach Edelmetallen und Erzen gegraben wurde. Chroniken belegen, dass bereits um 1333 in Neustadt Bergbau betrieben wurde. Vermutet wird auch, dass unsere Vorfahren vor dem Jahr 1223 um den Valtenberg nach Eisen geschürft haben. In den folgenden Jahrhunderten wurden weitere bergbauliche Unternehmungen in Form von Seifen-Anlagen und Stollen betrieben. Das Ziel war neben der Suche von Gold auch der Abbau von Kupfererz und Bergkristall. Große Gewinne hat der Abbau nicht gebracht.

 

Ein Zeugnis dieser Geschichte ist jetzt bei Steinigtwolmsdorf wieder hergestellt worden: ein Erbstollen, der 140 Meter tief in den Berg hineingeht. „Damit ist es einer der längsten Stollen am Valtenberg“, sagt der Steinigtwolmsdorfer Harald Körner. Was genau dort abgebaut wurde, ist nicht bekannt. Es könnte Quarz für die Glasindustrie gewesen sein. Die Bergbaugeschichte der Region aufzuarbeiten, ist das Anliegen des 2003 in Berthelsdorf gegründeten Bergbau-Traditionsvereins Hohwald. Der Verein begann vor vier Jahren auf Steinigtwolmsdorfer Flur, nach Resten von Bergbau zu recherchieren. Sie fanden heraus, dass in der Nähe der heutigen Gaststätte „Waldhaus“ im Jahr 1748 ein George Friedrich Hoyer Spuren von Bergbau aus noch älterer Zeit entdeckte. Noch im gleichen Jahr begannen damals einige Bergleute, einen alten Schacht auszuräumen. Sie stießen vermutlich auf einige Erzproben, doch Grubenwasser verhinderte einen Abbau in größerer Tiefe. In sechsjähriger Handarbeit wurde ein Entwässerungsstollen und ein Erbstollen in den Granit gehauen. 1755 wurde der Bergbau eingestellt.

 

„Wir stellten uns später die Aufgabe, für den Stollen einen soliden Zugang zu schaffen“, sagt Harald Körner. Der selbstständige Diplom-Ingenieur fertigte die Bauzeichnung an und berechnete, was für den neuen Einstieg alles nötig sei. Das war Voraussetzung, damit das Sächsische Oberbergamt das Vorhaben genehmigte.

 

Führungen nach Anmeldung

 

In Handschachtung brachten die Bergfreunde 2010 etwa 40 Kubikmeter Lehm und Steine aus dem Einstiegsloch, das sie gleichzeitig erweiterten. „Am 3. Juli 2010 erreichten wir in mehr als sechs Metern Tiefe die alte Stollensohle“, sagt der 59-jährige Harald Körner. Später wurde ein Fundament gegossen und das Grundbauwerk aus Natursteinen mit der Öffnung zum Stollen angelegt. Fünf Brunnenringe sind übereinander angeordnet und die Grube mit den Aushubmassen wieder verfüllt. Voriges Jahr mauerten die Bergfreunde darüber ein Gewölbe aus Granitsteinen und schichteten zwei Trockenmauern auf. Eine schmiedeeiserne Tür verschließt den Eingang. Der Schlussstein wurde neu angefertigt. Einige Restarbeiten sind noch zu erledigen. Zudem sollen noch Informationstafeln aufgestellt werden.

 

Aus Sicherheitsgründen kann der Stollen nicht von jedem betreten werden. „Für geologisch Interessierte, Gruppen oder Schulklassen bieten wir geführte Wanderungen an, die zum Mundloch des Erbstollens führen“, sagt Harald Körner.

 

Kontakt und Informationen unter www.erbgericht-pehse.de und www.bergbau-im-hohwaldgebiet.de

Harald Körner steht vor dem restaurierten Mundloch des Erbstollens bei Steinigtwolmsdorf. Foto: Wolfgang Schmidt
Harald Körner steht vor dem restaurierten Mundloch des Erbstollens bei Steinigtwolmsdorf. Foto: Wolfgang Schmidt


Erschienen in der Sächsische Zeitung - Dienstag, April 2012 

 

Ausgabe Bischofswerda

 

 

 

STEINIGTWOLMSDORF

 

Mutig durch die Unterwelt

 

Von Wolfgang Schmidt

 

Nur im Schein einer Taschenlampe erkunden Steinigtwolmsdorfer Kinder bei Berthelsdorf einen alten Erbstolln aus Bergbauzeit.

 

Fast dunkel war es. Und viele Spinnen gab es! Luisa hat viel zu erzählen von ihrem Ausflug unter Tage zwischen Bischofswerda und Neustadt. Gemeinsam mit anderen Kindern der Arbeitsgemeinschaft „Junge Naturforscher“ der Grundschule Steinigtwolmsdorf war sie im Erbstolln Berthelsdorf auf Exkursion.

 

Mitglieder vom „Bergbau-Traditionsverein Hohwald“ erzählten den Mädchen und Jungen, dass in der hiesigen Region vermutlich im 15. Jahrhundert Bergbau betrieben wurde. „Den eigentlichen Stollen, in dem Minerale oder andere Stoffe abgebaut worden sein könnten, haben wir noch nicht gefunden“, sagt Vereinsvorsitzender René Teich. Hinweise darauf sind Namen wie Seif- und Goldflüsschenweg, eine entstandene Pinge und ein vor 25 Jahren freigelegter Stollen, der zur Entwässerung eines Bergwerkes angelegt worden war.

 

Gold aus Schokolade

 

Auf einer Länge von 32 Meter ist der Erbstolln Berthelsdorf jetzt begehbar. In diese unbekannte Unterwelt wagten sich die Steinigtwolmsdorfer Kinder. Mutig, im Schein seiner Taschenlampe, erkundete auch der Erstklässler Martin den Gang. Dort konnte er nicht einmal aufrecht stehen, denn der Stollen ist nur 1,50 Meter hoch in den Berg getrieben worden. Auch Maria war beeindruckt. „Die Bergleute hatten es schwer, in dieser Enge zu arbeiten“, sagt sie. Selbst noch einmal hineingehen will die Neunjährige aber nicht mehr.

 

Sagenumwoben ist das Valtenberg- und Hohwaldgebiet. Von den Querxen erzählte Vereinsmitglied Wolfgang Schultze dann auch den Steinigtwolmsdorfer Kindern und davon, dass sie bestimmt noch Goldklumpen finden können. Die suchten und fanden tatsächlich welche: aus Schokolade. Echtes Gold konnten die Mädchen und Jungen auch nicht durch das Auswaschen von Sand entdecken. Doch für ihre Mühe wurden sie mit einem Zertifikat belohnt und ihnen der Ehrentitel „Freund des Berggeistes vom Hohwald“ verliehen.

 

Die Arbeitsgemeinschaft „Junge Naturforscher“ an der Grundschule Steinigtwolmsdorf wurde 2007 gegründet und wird seitdem von Elisabeth Rieger geleitet. Derzeit gehören ihr sieben Mädchen und Jungen an. „Wir wollen den Kindern zusätzlich zum Unterricht Wissen vermitteln und sie an die Natur und deren Bedeutung für uns heranführen“, sagt die AG-Leiterin. Bisher wurden schon Vogelhäuschen gebaut, der Umgang mit Karte und Kompass geübt, mikroskopiert, zu Dohlen und Turmfalken in den Kirchturm geklettert. Auch am Informationstext der am Grenzwanderweg aufgestellten Vogelschilder waren die Kinder beteiligt.

 

In den nächsten Wochen bis zum Schuljahresende sollen noch ein Reiterhof besucht und auf den Goldbergwiesen einheimische Amphibien und Reptilien kennengelernt werden. Sofern das Projekt „Junge Naturforscher“ durch die sächsische Staatsregierung weiter finanziell unterstützt wird, soll die Arbeitsgemeinschaft im Schuljahr 2012/13 fortgeführt werden.

 

Der „Bergbau-Traditionsverein Hohwald“ veranstaltet monatlich eine öffentliche Wanderung, 03596 5081 898.





 

Erschienen in der Sächsische Zeitung  -  Dienstag, 19. August 2008

Leserbrief

Wanderfreunde erkunden Bergbaugebiete

Gut zwanzig Unentwegte vom Wanderverein Bischofswerda ließen es sich nicht nehmen, trotz teilweise heftigen Regens „Auf den Spuren historischen Bergbaues im Hohwaldgebiet“ zu wandern. Fachkundig geführt von Mitgliedern des Traditionsbergbauvereines Hohwald e.V. wurden wir zu Röschen (Gräben für den Wasserabzug aus den Stollen), Bingen (wo Bergbau oberirdisch betrieben wurde), Seifen (wo Gold aus Bächen gewaschen wurde), Suchgräben (wo systematisch das Terrain abgesucht wurde), historischen Natursteinbrücken und zu einem wieder zugänglich gemachten Stollen geführt. Das war aber nur ein kleiner Teil der Stellen, wo in alten Zeiten geschürft wurde. Viele derartige Stellen harren noch des Aufschlusses und der Traditionsverein hat sich vorgenommen, nach und nach weiter solche Stellen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Auch zum Bergbau aus jüngster Zeit - aufgelassenen Steinbrüchen - wurden ausführliche geologische Erläuterungen gegeben. Dabei hatten wir ein völlig ungeplantes Erlebnis - ein Stück einer Wand stürzte plötzlich in die Tiefe und sorgte für eine beachtliche Flutwelle. Wenn da jemand oben zu nahe an der Kante gestanden hätte... es kann nicht genug davor gewarnt werden. Dort befindet sich übrigens auch das Flächennaturdenkmal „Quarkquetsche“, eine bizarre Felsformation.

Zu Beginn der Wanderung hatten wir Gelegenheit, uns bei einer Führung im Golderlebniszentrum Berthelsdorf mit der Geschichte des Bergbaues in der Region, den damaligen Funden und was heute ggf. noch gefunden werden kann zu informieren. Dieses Zentrum hat übrigens seit seiner Eröffnung vor knapp einem Jahr weiter an Attraktivität gewonnen, insbesondere durch viel einzigartige großformatige Fotos und Hinweise aus seinem reichen Erfahrungsschatz, die Siegfried Timmermann – Hobby-Mineraloge aus Demitz-Thumitz – uneigennützig zur Verfügung gestellt hat. Ihm sowie den Mitgliedern des Traditionsvereins und Familie Jäger sei gedankt, daß das Wissen um den einst bedeutenden Bergbau im Hohwald nicht verloren geht, sondern bewahrt wird.

Christian Müller, Bischofswerda